Lichtverschmutzung
Lichtverschmutzung
Lichtverschmutzung ist die dauernde Abwesenheit völliger Dunkelheit. Sie wird hervorgerufen durch künstliche Lichtquellen, die den Nachthimmel aufhellen. Neben Wasser-, Luft – und Bodenverschmutzung ist auch die Lichtverschmutzung eine Art der Umweltverschmutzung. Die Natur wird verändert durch einen übermäßigen Einsatz von künstlichem Licht. Verursacher der Lichtverschmutzung sind hauptsächlich Straßenbeleuchtung, Leuchtreklamen, Industrieanlagen und angestrahlte Gebäude. Das Problem dabei sind ineffektive oder schlecht konstruierte Lichtquellen. Lichtverschmutzung kommt vor allem in dicht besiedelten Gebieten von Industriestaaten vor. Dabei wird das Licht, das in die Luftschichten der Erdatmosphäre gelangt, durch die Schichten der Atmosphäre reflektiert und gestreut. Damit lenken Lichtquellen ihr Licht nicht nur dorthin, wo es benötigt wird, sondern auch in den Nachthimmel.Über den Städten bildet sich eine Lichtglocke, ein Nebel aus Licht. Neben der unnötigen Energieverschwendung hat die Lichtverschmutzung auch negative Auswirkungen auf Natur und Umwelt. Elektrische Energie kann heutzutage sehr effizient in Licht umgewandelt werden. Mit verhältnismäßig wenig Strom kann kostengünstig Licht erzeugt werden. Es werden immer mehr hellere, blaue LEDs verbaut, mit der Folge, dass dadurch die Lichtstärke in den Städten, aber auch in kleineren Orten weiter zunimmt. Straßenbeleuchtung ist eine der Hauptverursacher der Lichtverschmutzung in den Städten, aber auch in ländlichen Regionen. Nach neuesten Untersuchungen trägt die Straßenbeleuchtung bis zu 50% zur Aufhellung des Himmels bei. Keine Frage – Straßenbeleuchtung ist nötig. Sie dient der Sicherheit, doch sie sollte auch sinnvoll und auf ein Minimum reduziert eingesetzt werden.
Folgen für den Menschen: Energieeffiziente LED-Lampen liegen im Trend, die Menge an künstlichem, blauem Licht nimmt daher stark zu. Als Folge der Lichtverschmutzung treten durch den hohen Blauanteil von LED-Leuchten Schlafstörungen auf, da durch das künstliche Licht die für den Schlafprozess so wichtige Ausschüttung des Hormons Melatonin eingeschränkt wird. Das stört den physiologischen Tag-Nacht-Rhythmus des Menschen empfindlich. Studien belegen, dass der Mensch in den Industriestaaten heutzutage etwa 90% seiner Lebenszeit im Inneren von Gebäuden verbringt. Trotz der dort vorherrschenden künstlichen Beleuchtung nimmt der Mensch wesentlich weniger Licht als in der freien Natur auf. In der Nacht ist es umgekehrt – der Mensch ist sowohl im Innen- als auch im Außenraum viel mehr Licht ausgesetzt, als wir es von der Evolutionsgeschichte her gewöhnt sind. Die Konsequenz ist ein starker negativer Einfluß auf unseren Tag-Nacht-Rhythmus.
Folgen für Tiere und Pflanzen: Die Auswirkung auf Organismen hängt vorwiegend von der Beleuchtungsstärke und der spektralen Zusammensetzung des Lichts ab. Tagaktive Tiere haben Probleme mit nächtlicher Beleuchtung, da sie in ihrer Ruhephase gestört werden. Nachtaktive Tiere, wie zum Beispiel Insekten und Zugvögel, werden durch Lichtquellen mit hohem Blauanteil in ihrer Orientierung und Navigation behindert. Nachtaktive Tiere sind durch ihre spezifische Anpassung von der Dunkelheit abhängig. Für Säugetieren, Reptilien, Amphibien, Vögel, Insekten und Fische gibt es wissenschaftliche Belege über den negativen Einfluß von künstlichem Licht. aInsekten sind die mit Abstand arten- und zahlreichste Tiergruppe auf unserem Planeten. Etwa 75% der Tierarten sind Insekten. Leuchtmittel mit UV- bzw. hohem Blauanteil sind zu vermeiden, da Insekten besonders empfindlich darauf reagieren. Künstliche Lichtquellen ziehen nachtaktive Insekten an mit der Folge, dass sie so lange um die Lampe fliegen, bis sie vor Erschöpfung sterben. Auch der Wachstumszyklus von Pflanzen wird durch nächtliches Kunstlicht erheblich gestört. Von Straßenlampen angestrahlte Bäume werfen ihr Laub im Herbst später ab. Sind Bäume und andere Pflanzen ständig künstlicher Beleuchtung ausgesetzt, sind sie anfälliger für Krankheiten und Frostschäden.
Folgen für Astronomie und Astrofotografie: Etwa 80% der Menschen leben unter einem lichtverschmutzten Himmel, in europa sind es sogar ca. 98%. Astronomen haben schon sehr früh auf das Problem der Lichtverschmutzung hingewiesen. Der Himmel ist vielerorts bereits zu hell, um die Milchstraße, ferne Galaxien oder Nebel oder auch schwach leuchtende Sterne in ihrer ganzen Schönheit beobachten zu können. Die Folge: Nur noch die helleren Sterne können gesehen werden, viele lichtschwache Objekte können nicht oder nur noch schwer beobachtet, bzw. fotografiert werden. Für die Astrofotografie bringt die Lichtverschmutzung große Probleme, weil die Aufnahme durch das Eindringen von Streulicht (Photonenrauschen) beeinträchtigt wird. Schwache Himmelsobjekte wie Galaxien oder Nebel werden überstrahlt und somit unsichtbar gemacht.
Situation an meinem Standort: Mein Standort Erdweg liegt ca. 30km nordwestlich von München. Es gibt noch einen verhältnismäßig brauchbaren Landhimmel. Nichtsdestotrotz wird die Situation auch hier von Jahr zu Jahr schwieriger. Verantwortlich dafür ist der verschwenderische Einsatz von LED-Straßenlampen mit einem hohen Blauanteil. Sie strahlen nicht nur die Straßen und Gehwege an, sondern leider auch Hausfassaden, Gärten, Pflanzen, etc. Da die meisten Straßenlampen vor allem südlich von meinem Standort angebracht sind, ist die Astrofotografie in dieser Richtung nur sehr eingeschränkt möglich.
Was passiert, wenn man mit dem Teleskop den LED-Straßenlampen beim Fotografieren richtungsmäßig zu nahe kommt, sieht man hier sehr deutlich:
Durch das Eindringen von Streulicht entsteht bei den Aufnahmen eine Bildhelligkeitverschiebung in einer bestimmten Ausrichtung (Gradient). Diese Luminanzaufnahme hat eine Belichtungszeit von 8min, aufgenommen mit einem Vixen VC200L und einer SBIG ST8300M.
Blick von meinem Balkon nach Süden. Wie man hier deutlich sehen kann, strahlen die Straßenlampen nicht nur die Straße und Gehwege an, sondern leider auch Hausfassaden, Gärten, etc. Astrofotografie in Richtung Süden ist daher ohne den Einsatz von Schmalbandfiltern nur noch sehr eingeschränkt möglich.